fynax Studie zeigt: Erhebliche Mehrbelastung für Online-Händler:innen durch Umsatzsteuerreform
Der Online-Handel in Deutschland stellt sich auf empfindlichen bürokratischen Mehraufwand ein. Grund dafür ist die seit Juli 2021 in Kraft getretene EU-Umsatzsteuerreform. Das belegt die heute im Händlerbund-Branchenreport 2022 veröffentlichte fynax-Studie zu den steuerlichen Herausforderungen im Online-Handel, eine Studie in Kooperation mit dem Händlerbund, dem größten Onlinehandelsverbands Europas. Demnach berichten über 60 Prozent von Problemen bei der technischen Umstellung auf das sogenannte One-Stop-Shop-System (OSS). Zudem sei der Aufwand bei den steuerrechtlichen Meldepflichten deutlich gestiegen. Für die Studie wurden rund 500 Online-Händler:innen in einem Zeitraum vom 9. Mai-31. Juli 2022 befragt.
One-Stop-Shop (OSS), Import-One-Stop-Shop (IOSS), Fernverkauf und eine einheitliche Lieferschwelle – mit der zweiten Stufe des sogenannten Mehrwertsteuer-Digitalpakets der Europäischen Union trat im Juli 2021 die größte Umsatzsteuerreform seit 1993 in Kraft, u. a. mit dem Ziel, Vorschriften und Prozesse für Händler:innen zu vereinfachen und für Entlastung im unternehmerischen Alltag zu sorgen. Im Zuge des One-Stop-Shop-Verfahrens wurde zeitgleich auch das Verfahren Import-One-Stop-Shop (kurz: IOSS) eingerichtet, das sich explizit an jene Unternehmen richtet, die Waren von außerhalb der EU einführen.
Die Ergebnisse einer nun veröffentlichten gemeinsamen Studie von fynax und dem Händlerbund zeigen allerdings, dass offenbar ein erstaunlich hoher Anteil von Händler:innen noch nicht mit allen Formalien und Möglichkeiten vertraut ist, die die Reform mit sich bringt: Deutlich mehr als die Hälfte der Befragten weiß demnach nichts mit dem IOSS anzufangen. Auch bei der technischen Umstellung hatte die deutliche Mehrheit offenbar Probleme: Für 62 Prozent der Unternehmen gestaltete sich diese (sehr oder eher) problematisch. Die Studie zeigt, dass für viele Firmen der Aufwand in zahlreichen Fällen nicht gesunken, sondern spürbar gestiegen ist. Zusätzlich ist der bürokratische und administrative Aufwand im Rahmen der steuerrechtlichen Meldepflichten für die meisten Händler:innen größer geworden.
Der OSS hingegen ist im Arbeitsalltag der meisten Händler:innen angekommen: Zwei Drittel der Befragten nutzen die Plattform. Sie dient als zentrale Anlaufstelle, über die Steuerpflichtige ihre Umsatzsteuererklärungen für ausländische Märkte innerhalb der EU abgeben können.
Immerhin jeder fünfte Befragte gab an, das hauseigene Fulfillment-Angebot von Amazon (FBA) zu nutzen. Mit den entsprechenden Lagerländern kennt sich nur die Hälfte aus und ebenso viele Unternehmer:innen meinen, über die steuerrechtlichen Auswirkungen einer internationalen Warenumlagerung Bescheid zu wissen.
Die Studienergebnisse belegen, dass es mit der Vielzahl an umsatzsteuerlichen Neuerungen zunehmend schwieriger wird, die Steuererklärung durch die interne Buchhaltung selbst zu erledigen. „Die 6,3 Prozent der Onlinehändler:innen, die sich mittlerweile von Online-Steuerberater:innen unterstützen lassen, legen dar, dass die branchenspezifische Expertise im E-Commerce Entwicklungspotenzial mit sich bringt,“ kommentieren fynax-Leiter:innen und Steuerberaterin Nadja Müller und Saravanan Sundaram die Befunde.