„Es kommt darauf an, seine Unternehmenswerte auch wirklich zu leben“
Zahlreiche Experten aus dem Heilmittelbereich beleuchten im ETL ADVISION Fachkräftekompass Heilmittel die Fachkräfte-Situation der Branche, so auch Philip Dedekind. Der Praxisinhaber führt seit 2012 eine Physiotherapie und beschäftigt heute 24 Mitarbeiter. Warum er den Fachkräftemangel in seiner Praxis nicht spürt und was seine Arbeitsphilosophie so besonders macht, erklärt Philip Dedekind im folgenden Interview.
Herr Dedekind, im „Fachkräftekompass Heilmittel“ sagen Sie, dass zu einer überzeugenden Stellenausschreibung gehört, „vermeintlich selbstverständliche Themen zu betonen“. Welche Themen meinen Sie damit?
Für uns bedeutet das, nicht nur schöne Worte in die Stellenanzeige zu schreiben, sondern diese Werte dann auch in der Praxis zu leben. Damit meine ich nicht Geld oder Fortbildungsmöglichkeiten, sondern beispielsweise eine geschulte, koordinierte Einarbeitung, die vor dem ersten Arbeitstag beginnt. Es geht vor allem auch um die Zeit, die sich der Arbeitgeber regelmäßig für seine Mitarbeiter und Bewerber nimmt.
Auch die Bewerbungsphase läuft bei Ihnen etwas anders ab als gewohnt. Müssen sich Arbeitgeber vom herkömmlichen Bewerbungsgespräch verabschieden, um Mitarbeiter zu finden?
Die Resultate sprechen für sich, denn wir haben es mit unserem Konzept geschafft, seit Juli sieben grandiose Mitarbeiter einzustellen. Unser Ziel war es, ein möglichst niedrigschwelliges Angebot zu entwickeln. Anfangs stellen wir nur drei grundlegende Fragen: Bist du Physiotherapeut? Wie lange arbeitest du schon? Welche Fortbildungen hast du? Das reicht erstmal aus, um ein Kennlerngespräch zu vereinbaren. Dann stellen wir unsere Firma mit unseren Normen, Werten und Zielen vor, sodass der Bewerber merkt, wie wir ticken. Wir wollen aber auch erfahren, was ihn oder sie antreibt und besonders Spaß macht. So merken wir schnell, ob das passt.
Wie haben Sie Ihre Arbeitsphilosophie entwickelt?
Diese Philosophie war von Anfang an in uns drin. Unser Ansatz war es immer, eine Langzeitstrategie zu verfolgen. Wir wollten Arbeitgeber sein und mit den Mitarbeitern ein Stück weit alt werden. Zuerst haben wir nach Bauchgefühl entschieden. Einige Jahre und zahlreiche Coachings und Fortbildungen später handeln wir zwar immer noch nach denselben Werten, jetzt aber mit mehr Hintergrundwissen, Konzepten und Strategie. Wertschätzung ist unser höchstes Gut. Wir wissen, was wir an unseren Mitarbeitern haben. Und eigentlich ist es ganz einfach: Wenn es den Mitarbeitern gut geht, geht es der Firma gut und damit geht es auch uns gut.
Sie sagen selbst, dass Sie den Fachkräftemangel in Ihrer Praxis nicht spüren. Angenommen, alle Praxisinhaber würden Ihre Arbeitsphilosophie verfolgen, wäre der Fachkräftemangel dann passé?
Wir haben glücklicherweise nicht das Problem, dass in den nächsten Jahren viele unserer Fachkräfte in Rente gehen, denn der Altersdurchschnitt ist recht niedrig. Letztlich muss das jede Praxis für sich entscheiden, aber ich glaube, dass viele Praxen nicht die richtige Ansprache oder das richtige Medium wählen und deshalb mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben. Mitarbeitersuche ist eben keine Hauruckaktion, sondern bedarf regelmäßiger, guter Pflege der Mitarbeiter. Am wichtigsten ist die Mund-zu-Mund-Propaganda, schließlich kennen unsere Therapeuten auch Therapeuten aus anderen Einrichtungen. Über die sozialen Medien wollen wir unser gutes Image nach außen zu tragen und so die Mitarbeiter von morgen ansprechen.
Weitere interessante Fragen zu seiner Arbeitsphilosophie und welche Attribute den Mitarbeitern besonders überzeugen, beantwortet Philip Dedekind im Fachkräftekompass Heilmittel.
Die ausführliche Studie mit allen grafischen Visualisierungen, Trendanalysen und Empfehlungen ist hier abrufbar.