Das Grüne Mandat: Wie KMU sicher und glaubwürdig erste Schritte in Richtung Klimaneutralität gehen können
Climate Extender, das aktuelle Grünes Mandat der ETL-Gruppe, hat eine Software entwickelt, mit der Unternehmen übersichtlich, zertifiziert und skalierbar die eigene CO2-Emissionsbilanzen berechnen können. Darüber hinaus bietet das Team um Gründer und Geschäftsführer Frank Huschka seinen Kunden auf Wunsch auch CO2-Kompensationsmaßnahmen an, um den ökologischen Fußabdruck auszugleichen. Mit diesem Angebot gehört der Mandant der Kanzlei ETL Treuhand Hannover zu den führenden Technologieunternehmen für Produkte und Dienstleistungen zum Klimaschutz im deutschsprachigen Raum und unterstützt seine Kunden auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen. Wir haben mit Frank Huschka über das Nachhaltigkeitsmodell von Climate Extender gesprochen, über die besonderen Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen sowie über Kritik am Prinzip „Kompensation“.
Herr Huschka, zunächst einmal: Was bedeutet „klimaneutrales Unternehmen“ für Sie eigentlich?
Ein klimaneutrales Unternehmen ist ein Unternehmen, das seine CO2-Emissionen kennt, Verbesserungen glaubwürdig plant und durchführt und jährlich die aktuell nicht vermeidbaren CO2-Emissionen des Unternehmens vollständig ausgleicht. In diesem einen Satz ist der Inhalt vieler Beschreibungen und nationaler wie internationaler Zielsetzungen bzw. Initiativen zusammengefasst. Schön, dass das in der ganz frisch veröffentlichten DIN ISO 14068, einer Norm zur Klimaneutralität des britischen Normungsinstituts BSI, exakt so dargelegt wurde, was unsere Herangehensweise bestärkt und bestätigt. Mein Fazit: Ein klimaneutrales Unternehmen trägt somit sichtbar und aktiv zum Klimaschutz bei.
Was ist die inhaltliche Grundlage Ihrer Zertifizierung? Und wie gewährleisten Sie Ihren Kunden ein objektives, nachvollzieh- und vergleichbares Ergebnis?
Die „Bibel“ für unsere Arbeit ist das Greenhouse Gas Protocol, der weltweit gültige und anerkannte Standard zur Ermittlung von Klimabilanzen von Unternehmen. Wir liefern als Abschluss die finalen Emissionsberichte nach dem Standard DIN ISO 14064. Außerdem haben wir einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess installiert. Bei aufkommenden neuen Fragen klären wir das zeitnah in Datenbanken oder durch Rückfragen und Konsultationen bei unabhängigen Experten oder zugelassenen Gutachtern. Ganz wichtig ist uns die jährliche Verifizierung unseres Klimarechners ‚Climate Start‘ sowie unserer Teamexpertise durch einen anerkannten und unabhängigen Prüfer. Nicht nur der Klimarechner muss „top“ sein, auch das Climate Extender-Team. Bei dieser jährlichen Revision wird alles immer wieder auf den neuesten Stand gebracht.
Wie unterstützt Climate Extender seine Kunden dabei, erste konkrete Schritte in Richtung „klimafreundliches Unternehmen“ zu unternehmen?
Generell ist Climate Extender keine Beratungsfirma für Unternehmen zur Erarbeitung konkreter Umweltstrategien. Wir sind Bilanzierer und geben in unserem Abschlussbericht lediglich Hinweise zur Nutzung möglicher Potenziale. Unser eigentliches Ansinnen ist es, dass unsere Kunden mit unseren Arbeitsergebnissen, der CO2-Klimabilanz, arbeiten mögen. Als erstes also sollte jeder seine eigenen Klimaemissionen kennen und konkretes Handeln daraus ableiten. Das soll keinesfalls nur Chefsache sein, sondern sollte alle Stakeholder im Unternehmen mit einbeziehen. Wer möchte oder muss, kann seine CO2-Emissionen mit gekauften Zertifikaten kompensieren. Um die Ergebnisse entsprechend sichtbar und glaubhaft zu machen, ist eine ehrliche und sachliche Kommunikation entscheidend.
Was antworten Sie interessierten Unternehmen, die durch den vermeintlichen Aufwand, die eigenen klimarelevanten Daten zu sammeln, abgeschreckt werden?
Diese Ängste abzubauen ist mein erster Auftrag. Oftmals sehen Kunden nach einem Blick in die Demo-Version unseres Tools, dass wir ihnen den Einstieg sehr leicht machen. Unser Ziel ist es ja, gemeinsam mit dem Kunden voranzukommen und sukzessive Fortschritte zu erzielen. Zudem stellen wir jedem Kunden einen persönlichen Ansprechpartner für die Projektarbeit zur Seite. Das trägt enorm dazu bei, besagte Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wie setzen sie selbst Klimaneutralität im eigenen Unternehmen um?
Climate Extender ist ein Tech-Unternehmen mit ausschließlich IT-gestützten Arbeitsvorgängen und arbeitet nahezu papierlos. Bilanzen, Berichte und Urkunden verschicken wir lediglich digital.
Stromversorgung, Heizung, Wasser, Abfall und sonstiger Materialverbrauch des Büros in Gehrden / Hannover werden, wenn nicht schon von klimaneutralen Versorgern kompensiert, mit CO2-Zertifikaten ausgeglichen.
In der öffentlichen Debatte gibt es immer wieder auch Kritik am Prinzip „Kompensation“: Woran entzündet sich diese und wie begegnen Sie ihr?
Es ist wichtig, Kritik am Prinzip der CO2-Kompensation ernst zu nehmen und konstruktiv damit umzugehen. Nur, wer Kritikpunkte anhört und versteht, kann mögliche Verbesserungen anstreben. Aber: Es steht die Kompensation von Produkt-Emissionen in der Kritik, nicht die Kompensation von Unternehmensemissionen! Das scheint mir mitunter etwas durcheinander zu geraten.
Der Umgang mit und die Durchführung der Kompensation von Produkten ist von manchen Kunden ungeschickt kommuniziert worden, was schnell und zum Teil auch zu Recht als Greenwashing und Kundentäuschung kritisiert wurde. Ich spreche da etwa von kommunikativ schlecht gemachten Logos, Aufschriften oder Werbemitteln. Auch mussten sich etliche Entwickler von Klimaschutzprojekten den Vorwurf gefallen lassen, Projekte nicht regelkonform dokumentiert oder und/oder gemanagt zu haben. Das wirft leider einen Schatten auf das nach wie vor gute und wichtige Konzept, nämlich, dass man die eigenen, derzeit nicht vermeidbaren CO2-Emissionen, durch den Kauf von zugelassenen Zertifikaten ausgleichen, also kompensieren, darf.
Welche Lehren zieht Climate Extender aus der oben genannten Kritik?
Wir sind achtsam und eher konservativ, wenn es um die Handlungsspielräume zugunsten des Klimaschutzes geht. Wie bereits gesagt, können wir nicht großzügig mit unseren Kundenbilanzen verfahren, nur um ihnen zu gefallen. Außerdem weisen wir unsere Kunden auf eine sorgfältige Kommunikation hin. Man muss nur die klaren Regeln einhalten. Ich persönlich glaube, dass die CO2-Kompensation in den kommenden Jahren an Bedeutung zunehmen wird. Leider sind einige Rand- und Marktbedingungen noch nicht anwenderverständlich geklärt.
Und zu guter Letzt noch ein Tipp an unsere Leser: Die 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) implementiert eine in Umfang und Art neue verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen. Was müssen kleine und mittelständische Unternehmen jetzt tun, um den Bestimmungen gerecht zu werden?
Grundlage für alles ist in jedem Fall ein robuster und regelkonformer Klimafußabdruck, CCF (Corporate Carbon Footprint), und ein gültiger Emissionsbericht, empfohlen nach den Standards GHG oder ISO 14064. Es sind im Moment noch keine validen Vorgaben etabliert, was die weiterführenden Aktivitäten anbelangt. Die Anforderungen an CSRD- und ESG (Environment, Social, Governance)-Reporting und weiterführende Initiativen sind noch nicht in allgemeinverständlicher Weise beschrieben. Also gibt es da auf Kundenseite noch genügend Gestaltungsspielraum. Wir erfahren das gegenwärtig in vielen Gesprächen und Anfragen. Auch ist noch nicht exakt geklärt, wer dazu autorisiert sein wird, diese Dokumente zu prüfen. Das wird zu klären sein: zwischen den Wirtschaftsprüfern, den Verifizierungsstellen wie TÜV NORD CERT, GUTcert und weiteren Akteuren. Wir als Dienstleister tragen unseren kleinen Beitrag dazu bei, die grundlegenden Voraussetzungen der Bilanzierungen regelkonform und prüfungsfest zu erstellen – als zuverlässiger und vertrauensvoller Partner unserer Kunden.