Nachhaltige Hotellerie mit Wow-Faktor
Als wir mit dem Zug in der Wingst eintreffen, um unserem aktuellen Grünen Mandat einen Besuch abzustatten, rechnen wir mit vielem. Aber dass Claus Peter, Inhaber des Peters – das Genusshotel in der Wingst, uns persönlich, in voller Arbeitsmontur und mit alkoholfreiem Sekt am Bahnsteig erwartet, überrascht uns dann doch. Dabei gibt uns dieser herzliche Empfang einen Vorgeschmack auf das, was uns an diesem Tag erwarten wird: Gelebte Gastfreundlichkeit. Claus Peter offenbart sich von Beginn an als leidenschaftlicher Hotelier und Gastronom, dem neben nachhaltiger Hotellerie auch die Pflege und das Vorleben von Werten und Normen sehr wichtig sind. An ihnen möchte er sich und sein Hotel auch ausdrücklich messen lassen.
Weltoffen
Der 57-Jährige ist ein Kind der Region, geboren in Stade, aufgewachsen in der Wingst und seiner Heimat, 35 Kilometer vor Cuxhaven und nahe der Elbmündung gelegen, eng verbunden. Das Hotel Peter wurde 1899 erbaut und befindet sich von Anfang an und mittlerweile in der vierten Generation in Familienbesitz. Bei unserer Ankunft am Hotel fällt uns direkt die rote Fassade auf, die an den früheren originalen Backsteinbau erinnert. Über den Eingangsbereich erhebt sich ein pittoreskes Türmchen, welches auch im Logo des Hotels verewigt ist. In seiner wechselhaften Historie beheimatete das Haus unter anderem eine Posthilfsstelle, einen Kolonialladen, Kegelbahnen, Theatersäle und sogar einen Tanzpalast. Zahlreiche Artefakte im ganzen Hotel zeugen von den alten Zeiten – Geschichte zum Erleben und Anfassen. Der junge Claus Peter will jedoch zunächst seine eigene Geschichte schreiben und zieht nach seiner Ausbildung zum Koch in die weite Welt: nach England, in die Schweiz, später nach Mexiko und in die USA. Er muss eigene Erfahrungen sammeln, erzählt er uns bei selbstgemachtem Kuchen im Innenhof. Und so arbeitet er in unterschiedlichen namhaften Einrichtungen, kocht für US-Präsidenten, saugt die unterschiedlichen (Lebens-)Kulturen auf. Dabei hält er sich doch immer die Möglichkeit offen, eines Tages den elterlichen Betrieb in der Wingst zu leiten. Hierfür lässt er sich zusätzlich ausbilden: an der renommierten Hotelfachschule Heidelberg, der ältesten in Deutschland, erlernt er die betriebswirtschaftlichen Grundlagen.
Authentisch
1996 ist es dann soweit: Claus Peter kehrt in die Heimat zurück und übernimmt das Hotel ein Jahr später. Die Diskrepanz zwischen seinen internationalen Lebens- und Arbeitsstationen und der beschaulichen Wingst könnte größer kaum sein. Die Region steht, was den Bekanntheitsgrad anbelangt, bis heute etwas im Schatten von Cuxhaven. „Wir liegen nicht direkt am See oder am Meer, befinden uns nicht unmittelbar im Wald oder fungieren als Ausflugslokal. Das bedeutet, dass Gäste von jeher nicht einfach zufällig in unser Haus hineinfallen“, schildert uns der Hotelier. „Wir müssen ihnen etwas Besonderes bieten, um sie nachhaltig auf uns aufmerksam zu machen und davon zu überzeugen, dass sie gern wiederkommen.“ Das unterstreicht Stefan Nickel, Betriebswirt von der ETL Unternehmensberatung GmbH aus Bremerhaven und seit 2019 enger, vertrauensvoller Sparringspartner des Hotel Peter in sämtlichen unternehmerischen Fragen und betrieblichen Weichenstellungen. „Jeder Betrieb muss seine eigene Identität finden und daraus ein stimmiges, individuelles Konzept entwickeln. Dann kann man vermeintliche Standortnachteile ein Stück weit ausgleichen“, betont der ETL-Berater. Stefan Nickel hat sich extra die Zeit genommen, bei unserem Besuch vor Ort zu sein, auch um wertvolle Einblicke in die Zusammenarbeit zwischen ihm und Claus Peter zu geben. „Das Hotel Peter setzt seit einigen Jahren voll auf Genuss als Kernmarke und Nachhaltigkeit als gelebtes Konzept. Der Erfolg gibt ihnen Recht!“
Bodenständig
2016 erhielt das Hotel eine neue Markenausrichtung hin zum bodenständigen und nachhaltigen Genuss und heißt seitdem folgerichtig Peters – das Genusshotel in der Wingst. Nach einem Brand 2019 erfolgten weitere umfangreiche Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Doch Claus Peter ist es gelungen, den urigen Flair des Hauses zu behalten und mit modernem Komfort zu verbinden. Das wird insbesondere in der Oehlschläger Stube deutlich. Das 1997 eingeweihte Gourmetrestaurant, benannt nach dem Maler Mario Oehlschläger (1895-1978), wartet nicht nur mit der größten Sammlung an regionalen Landschaftsgemälden des Künstlers auf, sondern verkörpert mit den historischen Heizkörpern, dem altehrwürdigen Holzfußboden und dem entsprechenden Mobiliar die Wingster Geschichte. Und sei somit auch noch ökologisch nachhaltig, berichtet Claus Peter, denn das Re-Design der historischen Inneneinrichtung beweise, dass es nicht immer die neuesten Designer-Möbel brauche, um Genussmomente für den Gast zu schaffen. Für diese Genussmomente, wie Claus Peter sie nennt, sorgt er höchstpersönlich, denn in der Oehlschläger Stube, ihres Zeichens eines der 1.000 besten Restaurants Deutschlands, kocht der Chef an vier Abenden in der Woche noch selbst.
Nachhaltig
Die Speisen im Hotel Peter sorgen nicht nur für nachhaltigen Genuss, sondern werden unter regionalen und saisonalen Gesichtspunkten angeboten. Ein Grund hierfür ist das Projekt „Bauer sucht Koch“: Hierbei kauft das Hotel B-Ware-Produkte lokaler Produzenten auf und verwertet sie hochqualitativ weiter. „Eigentlich könnte ein Bauer B-Ware-Äpfel einfach auf den Boden fallen lassen und verdient damit mehr Geld. Durch unser Projekt ‚Bauer sucht Koch‘ nehmen wir ihm seine Ware zu fairen Konditionen ab und machen A-Produkte daraus, die wir ohne den Zusatz von Konservierungsstoffen einwecken und im Hotel oder über unseren Shop verkaufen“, berichtet Claus Peter. Tatsächlich ist die Produktvielfalt, die sich uns in einer Glasvitrine im Eingangsbereich präsentiert, bemerkenswert. Entstanden sei die Idee zu „Bauer sucht Koch“ gemeinsam mit einem alten Schulfreund, der nun als Landwirt in der Wingst tätig ist, schildert der Unternehmer.
Dies ist jedoch nur ein Beispiel für das nachhaltige Engagement des Hotel Peter für die Region. Ein anderes Projekt kommt nun 20 Kilometer weiter ins Rollen. Dort liegt das Ahlenmoor, das größte Hochmoor im Cuxland. Claus Peter, der seinen Gästen Fahrradtouren ins „KlimaMoor“ anbietet, unterstützt die Renaturierung und den Erhalt des Eldorados für Pflanzen und Tiere ganz konkret: „Pro Zimmer unseres Hotels haben wir ein Zertifikat für die Kompensation von einer Tonne CO2 erworben. Das sind 28 Tonnen CO2, die wir für 50 Jahre binden können. Vor Ort, messbar, erlebbar und somit transparent und glaubwürdig für unsere Gäste“, so der Hotelier. Da leuchten sie erneut auf, die Werte, an denen Peters – das Genusshotel in der Wingst sich ausdrücklich messen lassen möchte. Sie sind eine Art „Faustpfand“ bei der Gewinnung von Gästen, wie ETL-Berater Stefan Nickel betont: „Während andere Hotelketten und große Häuser sich zu Imagezwecken Zertifikate und Preise kaufen, gibt das Hotel Peter der Wingst etwas zurück. Die vielen Auszeichnungen, etwa den DEHOGA Umweltcheck in Gold, hat sich der Betrieb hart erarbeitet.“
Wahrhaftig
Das Genuss auch als Erlebnis daherkommen kann, beweist uns Claus Peter dann am Abend. Unter dem strengen Auge und der spitzen Zunge des erfahrenen Kochs dürfen wir unser Abendessen in der „Apfeltenne“, einer umgebauten und mit Gästezimmern ausgestatteten Scheune, gemeinsam zubereiten. Und als über den Feldern der Wingst die Sonne untergeht und wir bei einem Glas Weißwein die Resultate unserer eigenen Kochkunst genießen dürfen, erleben wir hautnah, wie wertvoll gute Gastfreundschaft ist.
Was ist es also, fragen wir schließlich, was das aktuelle Grüne Mandat der ETL-Gruppe zum Genusshotel macht? Ist es das Nachhaltigkeitskonzept? Die Kochkunst? Die Historie, die in jedem Winkel spürbar ist? „Ich bin der Genuss“, entgegnet uns Claus Peter mit verschmitztem Lächeln. „Weil ich als Gastgeber mit der Wahrhaftigkeit meines Hauses und meiner Geschichte überzeuge. Wir vom Hotel Peter locken unsere Gäste nicht mit Dingen, die wir nicht leben und die nicht der Wahrheit entsprechen. Wir wollen niemanden täuschen, sondern zeigen, wer wir sind. Aber das tun wir mit Stolz. Denn wer mit Leib und Seele für sein Unternehmen brennt, der darf, nein, der muss darauf auch stolz sein können.“