Klimawandel beim Klimawandel?
„Deutschland wird in 22 Jahren komplett klimaneutral wirtschaften, das kann einen echten Boom auslösen. Viele haben sich längst auf den Weg der Transformation gemacht. Uns könnte eine große Wachstums- und Investitionsphase bevorstehen, wie wir sie aus den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts kennen.“
Bundeskanzler Olaf Scholz, Interview mit dem Handelsblatt, März 2023
Zwei Jahre sind vergangen, seit Olaf Scholz ein erneutes Wirtschaftswunder im Rahmen der ökologischen Transformation in Aussicht stellte. Zwei Jahre, in denen sich die öffentliche Debatte rund um die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Wirtschaftswachstum grundlegend verändert zu haben scheint. Statt über Chancen wird nun vermehrt über Hemmnisse, Hürden, bürokratische Ärgernisse, Wettbewerbsnachteile gesprochen. Ein Diskurswandel, der auch auf die ETL-Initiative Das Grüne Mandat ausstrahlt. Viele unserer mittelständischen Nachhaltigkeitspioniere, die uns im Rahmen der Kampagne Das Grüne Mandat in den vergangenen drei Jahren einen einzigartigen Blick „hinter die Kulissen“ gewährten und deren individuelle Erfolgsgeschichten wir begleiteten, spüren diese Diskursverschiebung. Entmutigen lassen sie sich jedoch keineswegs, wie sie uns berichten.
Im Rahmen des Grünen Mandats konnten bislang insgesamt elf Unternehmen aus sieben Branchen ihre individuellen, nachhaltigen Erfolgsgeschichten erzählen. Geschichten, immer auch begleitet, ermöglicht und weitergetrieben durch die ganzheitliche, nachhaltige und spezialisierte ETL-Gruppe. Was sich in den letzten Jahren verändert hat und wie der Mittelstand damit umgeht, das haben wir beim Grünen Mandat 2023 nachgefragt.
2021 ist Klimaschutz bei der Bundestagswahl das dominante Thema und spült Bündnis 90/Die Grünen zwischenzeitlich an die Spitze der Umfragen. Ein Jahr später, am 25. März 2022, mobilisiert die Schülerbewegung Fridays for Future nach eigenen Angaben hunderttausende Menschen in Deutschland zum globalen Klimastreik. Sechs Tage später kürt Deutschlands führende Steuerberatungsgruppe ETL das erste Grüne Mandat und gibt Nachhaltigkeit im Mittelstand eine Bühne.
Herausforderung Berichtspflicht
Vorreiter in Sachen ökologischer Nahverkehrs-Lösungen ist die edilon)(sedra GmbH. Der internationale Anbieter von Feste Fahrbahn- und Schienenbefestigungssystemen für Straßen- und Stadtbahnen, U-Bahnen, Vollbahnen sowie Industrie- und Kranbahnen freute sich im Herbst 2023 über die Auszeichnung Grünes Mandat der ETL-Gruppe. Für Dr. Diana Taubert und Dr. Ingo Ludwig von ETL IP, die den Mittelständler seit vielen Jahren zu Patent- und Markenrecht beraten, ist edilon)(sedra-Geschäftsführer Dr. Gerd Grütze „ein Pionier des nachhaltigen Denkens und Handelns seiner Branche.“
Ein Pionier, der sich zugleich kritisch äußert: „Wir haben es mit den Klimaschutzverordnungen für die Wirtschaft übertrieben“, bemerkt Dr. Grütze, „Europa hat sich ökonomisch selbst geschädigt, durch viel zu komplexe und bürokratische Vorschriften, und damit Wettbewerbsvorteile verspielt.“ Worauf er abzielt: Die 2023 ins Leben gerufene „Corporate Sustainability Reporting Directive – CSRD“ der Europäischen Union (EU), die weitreichende Erfassungs- und Berichtspflichten auch für kleine und mittlere Unternehmen beinhaltete.
Bis vor wenigen Wochen noch wähnte auch Dr. Grütze sein Unternehmen von der CSRD-Berichtspflicht der EU betroffen. Demnach hätte edilon)(sedra ab dem 01. April 2025 einen sogenannten Nachhaltigkeitsbericht erstellen müssen. Eine Herkulesaufgabe, auf die sich der Schienensystemanbieter schon ab Sommer 2023 vorbereitete. Unter der Leitung von Bauingenieurin Catherine Mutter entstand ein Team aus internen Mitarbeitern, das sich umfangreich in die Thematik einarbeitete. „Anfangs waren das für uns böhmische Dörfer“, gesteht Catherine Mutter lächelnd. „Wir haben alle Mitarbeiter sämtlicher Niederlassungen unserer Gruppe nach ihren Prioritäten rund um CSR-Themen befragt. Das Gleiche haben wir mit unseren wichtigsten Stakeholdern getan. Die Ergebnisse haben wir dann zusammengeführt und versucht, konkrete Maßnahmen abzuleiten. Das war ein Kraftakt sondergleichen.“
Der nun gestoppt scheint. Denn im Februar 2025 kündigte die EU-Kommission an, per „Omnibus-Verordnung“ im Rahmen des Clean Industrial Deal die Berichtspflicht für Unternehmen unter 1.000 Mitarbeitern auszusetzen.
Die Klimakrise bleibt Realität: Im Jahr 2024 überschritt die globale Durchschnittstemperatur erstmals die kritische 1,5-Grad-Marke. Der Januar 2025 setzte diesen Trend fort und markierte mit einer Erwärmung von 1,7 Grad einen weiteren alarmierenden Rekord.
Jetzt erst recht: Nachhaltigkeit bleibt Wettbewerbsvorteil
Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben und dem Klimawandel entgegenzuwirken bleibt also ein wichtiges Anliegen – auch für edilon)(sedra: „Wir werden im Jahr 2026 auf freiwilliger Basis über das diesjährige Geschäftsjahr berichten. Die neuen EU-Pläne ermöglichen es uns, dies in verkürzter, praktikabler Form zu machen. Wir sehen uns auch für unsere Schlüsselkunden, wie z.B. die Deutsche Bahn, Wiener Linien, international tätige Baufirmen etc, die ja auf unsere Informationen angewiesen sind, in der Pflicht“, betont Catherine Mutter. Bei edilon)(sedra spüre man weiterhin eine hohe Motivation, verantwortungsbewusst und nachhaltig im Sinne von Umwelt und Klima zu wirtschaften, betonen Dr. Gerd Grütze und die Marketing-Verantwortliche der GmbH Jasmin Oel.
Darüber hinaus sei das eigene, glaubwürdige Engagement ein Wettbewerbsvorteil sowohl im nationalen als auch im internationalen Geschäft. „Selbst bei unseren Kunden und Geschäftspartnern im skandinavischen Raum, welche Vorreiter in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind, können wir mit dem Wissen um unsere ökologische Verantwortung enorm punkten. Alles andere könnten wir uns in unserer Branche auch nicht erlauben“, davon ist Jasmin Oel überzeugt.
„Ich hoffe, dass nun, getrieben durch die globalen Entwicklungen, mehr Logik und Sachverstand Einkehr halten. Für KMU muss Klima- und Umweltschutz händelbar bleiben“, appelliert Geschäftsführer Dr. Grütze. Seine Branche sieht er weiter im Kommen. Nun gehe es darum, das Fachkräfte-Thema der deutschen Wirtschaft zu lösen.
Die ETL-Initiative Das Grüne Mandat nimmt diesen Impuls ausdrücklich auf: In diesem Jahr werden wir im Rahmen unserer Kampagnen den Fokus noch stärker auf die sozialen Komponenten richten. Freuen Sie sich auf spannende Reportagen, Interviews und Einblicke, wie es kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland gelingt, Fachkräfte zu finden und nachhaltig zu motivieren.
Alle Grünen Mandate der ETL-Gruppe finden Sie hier.