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„Ich bin nicht der Schweizer mit dem Geldkoffer. Mein Kapital ist das Vertrauen der Leute.“

Guido Leutenegger – Wer ist der Landwirt mit dem Grünen Mandat?
„Ich bin nicht der Schweizer mit dem Geldkoffer. Mein Kapital ist das Vertrauen der Leute.“
Aktuelles
29.08.2023 — Lesezeit: 4 Minuten

„Ich bin nicht der Schweizer mit dem Geldkoffer. Mein Kapital ist das Vertrauen der Leute.“

Guido Leutenegger – Wer ist der Landwirt mit dem Grünen Mandat?

Es gibt Länder, wo was los ist
Es gibt Länder, wo richtig was los ist, und es gibt
Brandenburg, Brandenburg

– Reinald Grebe, Musiker und Kabarettist

Es soll ja Menschen geben, die noch nie in Brandenburg gewesen sind, und dennoch steif und fest behaupten, dort gäbe es nichts Schönes zu sehen. Und dann gibt es Menschen wie Guido Leutenegger: Der Schweizer Landwirt und Gründer der Natur Konkret AG mit Betrieben in den Kantonen Tessin und Thurgau entschied sich vor sieben Jahren doch tatsächlich, einen Fuß nach Ribbeckshorst in die Gemeinde Fehrbellin zu setzen – und dort zu bleiben. Mittlerweile besitzt er in Ribbeckshorst, Linum und Lütte insgesamt drei Höfe und baut dort etwas Besonderes auf: Mit naturnahen Produktionsweisen und innovativen Ideen möchte er Naturschutz, Tierschutz und die Produktion von hochwertigen Nahrungsmitteln verbinden. Für dieses Engagement zeichnet die ETL-Gruppe Natur Konkret mit dem Grünen Mandat aus.

Doch wie kommt ein Mann wie Leutenegger dazu, das Schweizer Alpenpanorama gegen das Havelländische Luch einzutauschen? „Ich bin ja kein Nestbeschmutzer“, lacht der Eidgenosse, „die Schweiz ist wunderschön. Aber für mich ist Brandenburg einfach schöner.“. Wobei die Schönheit in diesem Fall nicht nur im Auge des Betrachters liegt, sondern vom Landwirt genau begründet wird: „Der Zustand der Biodiversität in meinem Heimatland ist alles andere als gut. Die Schweiz bietet in diesem Punkt nur einen Bruchteil von dem, was Brandenburg zu bieten hat“. Und so findet der Landwirt, dessen Philosophie darin besteht, unter größtmöglicher Förderung der Biodiversität und Berücksichtigung des Naturschutzes zu wirtschaften, und der vor der Gründung von Natur Konkret einst Geschäftsführer einer Schweizer Naturschutzorganisation gewesen ist, seit 2016 sein Glück im Nordosten der Bundesrepublik.

Die geschäftliche Expansion nach Deutschland erfolgte dabei keineswegs so, wie es das Klischeebild des typischen Schweizer Unternehmers auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten nahelegen würde: „Zwar hatte ich schon immer die Vision, ins Ausland zu gehen, aber mein erster Versuch im italienischen Piemont war nicht erfolgreich. Aus kulturellen, sprachlichen und anderen Gründen. Nach einem Jahr vollzog ich wohl oder übel einen wohlgeordneten Rückzug.“. Doch Leutenegger ließ sich vom ersten Rückschlag nicht entmutigen: „Es muss in der Weihnachtszeit gewesen sein, als ich mich an meinen Laptop setzte und nach Hof-Ausschreibungen im deutsch-sprachigen Raum suchte. Da stieß ich auf den Betrieb in Ribbeckshorst. Der war schon drei Jahre lang ausgeschrieben und zu einem erschwinglichen Preis zu haben. Vor allem deshalb, weil wirtschaftlich wenig möglich zu sein schien“, erinnert er sich. „Ich musste mich sowohl mit dem damaligen Besitzer des Hofes als auch mit dem Besitzer der Fläche, den Berliner Stadtgütern, einigen. Letztere verlangten von mir ein Konzept für eine an die örtlichen Naturgegebenheiten angepasste Bewirtschaftung. Also schilderte ich ihnen wortgewaltig meine Ideen und konnte sie dafür begeistern.“

Einerseits ist Guido Leutenegger ein Mann mit einem klaren Konzept, andererseits ist er flexibel in seiner Herangehensweise: „Weder der Kauf des Hofes in Lütte, noch in Linum, kam geplant zustande. Alles entwickelte sich zufällig. Und ebenso experimentell bauen wir die Produktion an den Standorten auf.“. Leutenegger setzt dabei auf Eigenvermarktung, indem er den Menschen die Geschichte und Philosophie hinter Natur Konkret näherzubringen versucht. „Ich bin nicht der Schweizer mit dem Geldkoffer. Mein Kapital ist das Vertrauen der Leute“, betont er.

„Heute sagen die Naturschützer, ich sei ein Landwirt geworden, während die Landwirte meinen, ich sei der Naturschützer, der Bauer spielt“, spitzt er seine vermeintliche Sonderrolle zu. Doch dass der Schweizer sich in seiner Nische durchaus wohlfühlt, merkt man ihm an. „Ich habe eine riesige Freude, gemeinsam mit meinen motivierten Mitarbeitern die Fortschritte zu erleben, die wir seitdem hier erzielen, um nachhaltige Nahrungsmittel zu produzieren.“ Mit dem Grünen Mandat möchte die ETL-Gruppe dieser Unternehmens- und Unternehmergeschichte ihre Anerkennung Ausdruck verleihen.

Lesen Sie am 06.09.2023: Der Landwirt und sein Agrarberater – ETL Agrar & Forst-Leiter Benjamin Hummel und Guido Leutenegger im Gespräch. Wie ihre Zusammenarbeit zustande kam, was die aktuell größten Herausforderungen sind, welchen Beitrag moderne Beratung für ökonomisch und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft leisten kann und welche Verantwortung wir alle dafür besitzen.

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