Interview mit Claus Colling (German Sustainables) und Dr. Diana Taubert (ETL IP) am 4. Mai 2022
Die German Sustainables GmbH, Entwickler und Hersteller neuartiger vertikaler Windturbinen, ist für ihren Einsatz für eine nachhaltige und faire Energieversorgung mit dem ersten Grünen Mandat von ETL ausgezeichnet worden. Wir sprachen im Rahmen des ETL Wirtschaftssalon mit dem „Kopf“ des Unternehmens, Herrn Claus Colling, sowie mit Frau Dr. Diana Taubert von ETL IP, die German Sustainables in Sachen Patentrecht unterstützt.
Herr Colling, „Zeit für Mut“ lautet die Botschaft, die vom ETL Mittelstandskompass 2022 ausgeht. Ist der Mittelstand mutig genug, sich den Herausforderungen des Jahrzehnts zu stellen?
Colling: Ja, ich denke, das ist der Mittelstand. Er muss es auch sein, sonst hätte er die vergangenen Dekaden nicht überleben können. Er musste sich immer wieder neuen Anforderungen stellen. Auch im Moment kommt vieles auf den Mittelstand zu – Energieverknappung, Teuerungen, die Rohstoffpreise gehen durch die Decke – aber ich denke, der Mittelstand ist beweglich genug, um diese Hürden zu überwinden.
Frau Taubert, Sie beraten German Sustainables in Sachen Patentneuanmeldung, Schutz der eigenen Erfindung und perspektivisch im Bereich Lizenzierung. Was reizt Sie an der Zusammenarbeit mit dem Unternehmen?
Taubert: Das sind vor allem zwei Punkte: Zum einen ist es das Kerngeschäft des Unternehmens – die erneuerbaren Energien. Das ist auch eine Leidenschaft von mir. Ich habe früher in diesem Bereich gearbeitet und Kompetenzen aufgebaut. Deswegen passt die Partnerschaft zwischen German Sustainables und uns auch so gut. Zum anderen ist es ein Start-up, das es schaffen wird, in den Mittelstand überzugehen. Der Mut, von dem Herr Colling gesprochen hat, der ist bei German Sustainables auf jeden Fall vorhanden. Das haben die letzten Jahre unter Beweis gestellt. Und jetzt bekommen Sie, Herr Colling, den Auftrieb, den Sie noch brauchen.
Herr Colling und Herr Brandt haben ihr Unternehmen explizit mit Blick auf die „Dritte Welt“ gegründet. German Sustainables zielt somit auf einen internationalen Markt. Was gilt es da in Sachen Patentrecht besonders zu beachten?
Taubert: Beim Patentrecht muss man beachten, dass es im weitesten Sinne nationale Schutzrechte sind. Es gibt zwar Verfahren, mit denen man das ein bisschen kompensieren kann, aber grundsätzlich sind es nationale Schutzrechte, d.h. wir müssen die Länder im Blick haben, in die es für German Sustainables gehen soll, und müssen überall dort für den Schutz der Erfindung sorgen. Herr Colling hat insbesondere die „Dritte Welt“ im Auge. Da müssen wir aufmerksam sein, weil vielerorts die Durchsetzung von Schutzrechten noch etwas schwieriger ist als bei uns. Die Gerichte sind da manchmal nicht so entscheidungsfreudig. Da müssen wir eng im Austausch bleiben und sicherstellen, dass das gut funktioniert.
Herr Colling, Wir diskutieren die Erfolgsbedingungen des Mittelstands heute gemeinsam mit Politikern und Wirtschaftsjournalisten. Welche Erwartungen haben Sie an Medien und Politik bei der Begleitung des Mittelstands? An welcher Stelle würden Sie sich als Unternehmen auf dem Weg zum Markteintritt mehr Unterstützung wünschen?
Colling: Man kann immer viel kritisieren. Aber momentan läuft es für uns gut. Daher möchte ich an dieser Stelle wenig Kritik üben, sondern den Blick vielmehr auf uns selbst richten. Aber ich würde mir auf Seiten der Politik ein offeneres Ohr wünschen. Wir haben mehrere Versuche gestartet, mit der Politik in Diskussionen über unsere Ideen und Bedürfnisse zu kommen. Man hört uns zu, aber man versteht nicht. Und das ist ein Problem. Wir könnten viele Dinge, die wir heute als Herausforderungen wahrnehmen, mit der Politik gemeinsam besser bewältigen.
Ihre Pilotanlage wird derzeit in Mecklenburg-Vorpommern fertig gestellt – in einer relativ bevölkerungsarmen Gegend also, die eher durch Abwanderung junger Menschen geprägt ist. Wie wollen Sie Ihr Unternehmen für dringend benötigte Fachkräfte attraktiv machen?
Colling: Leider hat es bei den Werften, die in Mecklenburg-Vorpommern angesiedelt sind, eine Insolvenzwelle gegeben. Da wurden, glaube ich, über 4.000 Angestellte freigesetzt. Ein Teil davon hat sicherlich neue Beschäftigung gefunden, aber es gibt noch einen großen Teil, aus dem wir uns erhoffen, die notwendigen Fachkräfte bekommen zu können. Die werden dann mit speziellen Umschulungsprogrammen auf unsere Haupttätigkeiten zugeschnitten, nämlich nicht mehr Schiffe zu bauen aus Stahl, sondern Triebflügel aus Aluminium.
Zum Abschluss: Wie sehen die nächsten Schritte bei German Sustainables auf dem Weg zur Marktreife aus?
Colling: Wir ziehen nun, wie bereits angesprochen, in Mecklenburg-Vorpommern die erste Fertigungslinie hoch. Dafür trainieren und schulen wir unser Personal. Unsere Pilotanlage werden wir in Dithmarschen in meiner Heimat Schleswig-Holstein aufbauen. Dann besitzen wir so viel Eigendynamik, dass sich die Konzentration auf den Markteinstieg legen wird.
Wie können Sie, Frau Taubert, Ihre Partner bis dahin unterstützend begleiten?
Taubert: Wir werden die Weiterentwicklung und Technik überwachen und schauen, dass das, was nachher auf die Straße – oder in dem Fall aufs Feld – gebracht wird, wirklich geschützt ist. Wir wollen versuchen zu verhindern, dass andere das, was German Sustainables in vielen Jahren Kleinarbeit vorgearbeitet haben, einfach benutzen können. Wir werden parallel schauen, wie die Entwicklungen der Wettbewerber aussehen und wie wir uns da abheben können. Wir bleiben also im direkten Austausch und werden dann, wenn es wichtig wird, Kooperationspartner einbeziehen, um Verträge und Lizenzen mit auszuarbeiten. So dass wir gemeinsam groß denken können. Ich wünsche Herrn Colling ganz viel Erfolg bei den nächsten Schritten.
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