„Eine Familie zu haben, sollte kein Hindernis für die Karriereziele sein“
Genia Rogozia ist ETL ADHOGA-Steuerberaterin und in der Kanzlei ETL ADVISITAX in Berlin tätig. Dort betreut sie Gastronomen und Hoteliers ganzheitlich in steuerlichen Fragen. Wir haben mit ihr über ihren eigen Karriereweg sowie die Chancen und Hürden von Frauen in der Steuerberatung gesprochen.
Welche Hürden und Herausforderungen sind Ihnen auf dem Weg in die Steuerberatung begegnet? Spielten hier Vorurteile eine Rolle?
Ich hatte nie das Gefühl, Hürden nehmen zu müssen. Natürlich ist die Prüfung zur Steuerberaterin hart, nicht umsonst gilt sie als eine der schwersten überhaupt, die man sich aussuchen kann. Aber niemand hat mir dabei Steine in den Weg gelegt, im Gegenteil: Ich hatte in der Phase einen Chef, der mich voll unterstützt hat, damit ich mich auf meine Prüfungen vorbereiten konnte. Schwierig war die Vereinbarung der beruflichen Laufbahn, die ich dann einschlug, mit dem kleinen Kind, was ich damals bekommen habe. Beides unter einen Hut zu bekommen, war nicht immer einfach. Zusammen mit meinem Partner habe ich aber auch das gut hingekriegt.
Wie nehmen Sie wahr, dass Frauen deutlich weniger in der Führungsebene der deutschen Steuerberatung vertreten sind als Männer?
Aus meinem Dafürhalten ist die Vertretung von Frauen in der Führungsebene gar nicht so klein. Zumindest im Rahmen der ETL-Gruppe begegnen mir viele Frauen im Rahmen von Kanzleileitertreffen und -fortbildungen. Wenn ich allerdings an Konferenzen außerhalb der ETL-Gruppe teilnehme, sind doch viele – ältere – Männer dabei, die schon lange in dem Berufsstand sind. Aber ich empfinde das nicht als problematisch. Noch ist keiner auf mich zugekommen und hat mir das Gefühl gegeben, als Frau anders behandelt zu werden.
Sehen Sie eine Entwicklung dahingehend, dass immer mehr Frauen Führungsposten in der Branche bekleiden?
Das kann ich nicht beurteilen. In meinem persönlichen Umfeld, außerhalb der Steuerberatungsbranche, beobachte ich, dass die Anzahl steigt. Viele Freundinnen und Bekannte, ob mit Kindern oder ohne, übernehmen aktuell Führungspositionen.
Worin liegen, Ihrer Meinung nach, die Ursachen dafür, dass der Beruf des Steuerberaters zahlenmäßig noch von Männern dominiert zu sein scheint?
Frauen haben das Fachliche genau so gut drauf! Aber viele trauen sich vielleicht die Prüfung im ersten Schritt nicht so ohne Weiteres zu. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass bei Manchen das Denken aus alten Zeiten fortlebt, lieber Steuerfachangestellte oder Steuerfachwirtin zu sein, diesen Job gut zu machen, und sich darüber hinaus mehr um die Familie – so man eine hat – zu kümmern. Letzteres sollte aber niemanden daran hindern, den Weg auf der Karriereleiter fortzusetzen.
Was empfehlen Sie jungen Frauen, die Karriere in der Steuerberatung machen möchten?
…mutig sein! Wenn sie Lust haben, in die Steuerberatungsbranche zu gehen, sollten sie sich fachlich gut vorbereiten. Wenn sie die nötigen sozialen Kompetenzen mitbringen, die es in diesem Beruf, besonders im Umgang mit den Mandanten, auch braucht, können sie alles schaffen.
Was denken Sie: Stellt weibliche Führung einen Vorteil dar?
Diese explizite Unterscheidung würde ich nicht vornehmen. Auch Männer können Führungspositionen gut bekleiden, wenn sie soziale Fähigkeiten und Empathie mitbringen. Dann kommt es auf das Geschlecht nicht an.
Was wünschen Sie sich in Zukunft von Frauen in der Steuerberatung?
Ich wünsche mir für sie, dass sie genauso wahrgenommen und geschätzt werden wie Männer. Wenn Frauen, die beruflich durchstarten, auch Mütter sein wollen, sollen sie das sein. Es darf keinen Druck geben, in allem perfekt sein und alles gleichzeitig können zu müssen. Das kann keiner.
Auf welche berufliche Leistung sind Sie besonders stolz?
Man ist schon stolz darauf, Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bekommen. Und ich bin froh, dass wir hier in der Kanzlei so ein Team geformt haben. Zum Beispiel mit unseren Auszubildenden, die wir in ihrem beruflichen Werdegang unterstützen können.
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