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Fachkräftemangel? Fehlanzeige!

Wie ein kleines Hotel Auszubildende findet und nachhaltig bindet
Fachkräftemangel? Fehlanzeige!
Aktuelles
30.09.2024

Fachkräftemangel? Fehlanzeige!

Wie ein kleines Hotel Auszubildende findet und nachhaltig bindet

Anfang August war es mal wieder so weit: Die deutsche Medienlandschaft verkündete erneut einen Negativrekord. Einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zufolge konnten im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller in der DIHK versammelten Ausbildungsbetriebe (49 Prozent) nicht alle Plätze besetzen. Unter den Branchen, die am meisten mit der Besetzung offener Ausbildungsplätze zu kämpfen hätten, ist auch das Gastgewerbe vertreten. Besonders kleinen Betrieben fiele die Rekrutierung junger Talente schwer, so die Meldung der DIHK. Einer, der den Kampf vor Jahren angenommen hat, ist Claus Peter, aktueller Träger des Grünen Mandats der ETL-Gruppe. Der Hotelier hat 2017 ein nachhaltiges Ausbildungskonzept ins Leben gerufen.

Handeln statt Klagen

Für den Inhaber des Peters – Das Genusshotel in der Wingst ist Jammern noch nie eine Option gewesen. Der Hotelier, dessen Familienunternehmen in vierter Generation nach eigenem Bekunden „schon immer durch besonderen Einfallsreichtum auffallen musste“, beschloss 2017, mit einem neuen Ausbildungskonzept gezielt um Heranwachsende aus der norddeutschen Region zu werben. Dabei hat es sich das Hotel Peter zur Aufgabe gemacht, junge Menschen ohne geradlinigen Lebensweg zu fördern und ihnen eine berufliche Perspektive zu geben. Mit Erfolg, wie Claus Peter heute bilanzieren kann. Schließlich gehen beim Unternehmer jedes Jahr deutlich mehr Bewerbungen ein, als Plätze zu vergeben sind. Und mittlerweile stellt er auch regelmäßig mehr Leute ein, als im Vorfeld kalkuliert werden.

Eine Erfolgsgeschichte? Durchaus, aber keine Selbstverständlichkeit. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht“, erläutert Peter. Schließlich sei die Wingst eine einwohnerarme Region. Zudem wirkt das nur 35 Kilometer entfernte Küstenstädtchen Cuxhaven als eine Art Fachkräfte-Magnet, insbesondere im Gastgewerbe und der Tourismus-Branche. „Als kleines Hotel fernab der Tourismus-Hochburg sind wir für Bewerber oft die zweite Wahl. Aber die großen Hotelketten sind für Menschen, die es im Leben bislang schwer hatten, besonders herausfordernd. Sie brauchen oft etwas mehr Zeit zum Wachsen, Geduld, Motivation und ein respektvolles Miteinander. Das finden sie bei uns!“

Werte und Normen vorleben

Wie schafft der Hotelier das? Unter dem Motto: „Mach dich bunt“ ermöglicht das Hotel Peter seinen Azubis eine Ausbildung, die mehr vermittelt als das reine Handwerk: „Wir respektieren und fördern die Individualität unserer jungen Mitarbeiter und vermitteln gleichzeitig Werte und Normen, von denen sie ein ganzes Leben lang zehren können.“ Insbesondere letzteres hat für Claus Peter besondere Bedeutung. Das Vorurteil, dass junge Leute heutzutage keine Werte mehr respektieren würden, möchte er auf keinen Fall gelten lassen. Viele seiner Schützlinge könnten aber mit den abstrakten Begriffen nicht viel anfangen. „Was konkret bedeutet es, Werte wie Wertschätzung, Verantwortungsbewusstsein, Vertrauen oder Leistungsbereitschaft im täglichen Miteinander zu leben? Das muss ich als Unternehmer vorleben und bei der Umsetzung vorangehen. Von schönen Worten, denen keine Taten folgen, hat niemand etwas“, so der Hotelier.

Zuspruch und Applaus vor versammelter Mannschaft für gute Leistungen in der Küche oder beim Service sind im Hotel Peter gelebte Selbstverständlichkeit. „Auch ich selbst habe es doch gern, wenn ich für meine Arbeit in der Küche gelobt werde“, betont der gelernte Koch. Genauso ehrlich und direkt gäbe es aber auch „zwischen die Hörner“, wenn Kritik vonnöten sei. Schließlich sei das Gastgewerbe eine Branche, in der die Menschen tagtäglich einem sehr direkten, wahrhaftigen Feedback für ihre Arbeit ausgesetzt seien. „Zwischen Gast und Mitarbeiter läuft ein permanentes Qualitätsgespräch. Ob das Essen schmeckt, ob das Zimmer gefällt, ob die Gastfreundlichkeit ankommt. Das ist direkt, das ist auf den Punkt, das ist nachhallend. Viele junge Leute scheinen dieses ungefilterte Feedback nicht mehr gewohnt zu sein. Darauf bereiten wir sie bei uns vor“, führt Claus Peter aus.

Talente nachhaltig begeistern

Respekt und Anerkennung gibt es auch bei Peters – Das Genusshotel in der Wingst nicht geschenkt. Aber die Chance, es sich zu erarbeiten. Vielleicht wird das nirgendwo deutlicher als in den regelmäßig stattfindenden „Kitchen-Battles“. Bei diesen Kochevents tritt der Chef vor Gästen gegen seine Mitarbeiter an. Auch ehemalige Talente, die über das Hotel Peter ihren Weg in größere Betriebe gingen, sind gern gesehene Teilnehmer, denn Claus Peter hütet sich, die Türe zu fest hinter jemandem zuzuschlagen. „Junge Menschen müssen die Welt entdecken, neue Dinge ausprobieren und sich Herausforderungen stellen. Werden Mitarbeiter, denen wir hier das Handwerk beigebracht haben, von größeren Häusern abgeworben, ist das für uns auch ein Ritterschlag“, erläutert der Hotelier, und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Nicht wenige kommen auch wieder zurück zu uns, weil sie woanders sehen, was sie an uns hatten.“ Nachhaltiger kann man als kleiner Hotel-Betrieb dem Fachkräftemangel kaum begegnen.

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